Kushanku

Wie bereits unter "Okinawa" erzählt, wurden in der Nähe der Stadt Naha, in der Siedlung Kumemura, Chinesische Gesandte, die den Okinawanern das Wissen der Chinesen über Wissenschaft, Berufe und Künste nahe bringen sollten. Man nannte sie die 36 Familien. Ob diese Zahl den Tatsachen entspricht ist aber fraglich. Gerade die Chinesen hatten einen ausgeprägten Zahlenmystizismus, in dem die Zahl 36 eine große Rolle spielt. Siehe hierzu auch die Seite "Die 108 Leidenschaften".

Über die Person Kushanku (auch Kosokun, Kung Hsiang Ch'ün, Kwang Shang Fu, Ku Shan Ku) gibt es wenig verlässlich Überliefertes. Er war ein anerkannter Meister des chinesischen Quan-Fa. Als Militärattache kam er im Jahre 1756 nach Okinawa und blieb dort bis zum Jahr 1762. In dieser Zeit unterrichtete er den Tode-Meister Shungo Sakugawa, der später den Titel Chikudon Pechin erhielt, und als Sakugawa Chikudon Pechin und Tode- oder Karate-Sakugawa berühmt wurde. Von Kushanku lernte Sakugawa die Kata Kushanku, die er veränderte in dem  er aus der Kata einige Angriffe auf die  Vitalpunkte entfernte und sie als Sakugawa no Kushanku an seine Schüler weitergab. In der Folgezeit wurden mehrere Shuri-Te-Varianten entwickelt. In Japan wurde die Kata dann umbenannt in Kanku und ist heute im Shotokan in den Versionen Kanku-Dai und Kanku-Sho bekannt.

Sein Uchi-Deshi war jedoch ein anderer Schüler mit Namen Yara Chatan (auch Kitayara), der die Kushanku-Kata vermutlich in ihrer ursprünglichen Form als Chatanyara no Kushanku über seinen Schüler Kuniyoshi an den großen okinawanischen Karate-Meister Chotoku Kyan. Diese Variante wird dort noch heute als Kuniyoshi no Kushanku geübt.

Diese Kata Kushanku gilt als eine der wichtigsten aller Shorei-Ryu-Stile (und damit auch dem Shotokan). Kushanku starb 1790 in China.