Hasselt

von Bertram Steinmann

Die Liste wird nochmals durchgegangen, schon das zehnte mal wahrscheinlich, es ist 9:20 in 25 Minuten fährt der Bus ab. 9:45 Parkplatz vor der Ausfahrt Fr.-Süd. Was hat er noch mal geschrieben?

1. Reisepass - OK, noch gültig.

2. Badezeug - Ach ja, Pascal hat mal von seiner Vision erzählt von der Meeresbrandung an der französischen Küste, 1000 Mae-Geri links, 1000 Mae-Geri rechts gegen die Gewalt des Meeres!

3. Schlafsack + Luftmatratze oder Isomatte - Gestern noch schnell eine selbstaufblasbare Matratze gekauft, der niedrige Preis von 14,99€ wird sich noch als fatale Fehlinvestition herausstellen.

4. Regenjacke - wenn man eine mitnimmt wird es auch regnen, weniger ist mehr.

5. Gi - uns klingen noch die Erzählungen von vergangenen Ausflügen im Ohr, also ein Reserve-Gi muss mit.

6. Eine Tasse, Messer, Kaffeelöffel - Plastikbecher, schweizer Messer und ein Löffel!

Pascal denkt wohl an alles, im Bus schreibt er, wird es Getränke (Mineralwasser, Cola, Bier etc. zum Einkaufspreis geben und für's Frühstück Brot, Wurst, Marmelade, Kaffee ... ein rollender Supermarkt!

Geschafft! 9:50 - Er kommt, der rollende Supermarkt. Gelenkt vom coolen Francis und vorne an der Reling Pirat Pascal (siehe „das Entern von St. Malo“ auf dem Weg nach Lorient) Jetzt gibt es kein Zurück, wie werden die nächsten 11 Tage sein auf unserer Reise bis an die Westküste der Bretagne wo ja wie alle wissen Asterix und Obelix wohnen? Eines ist auf jeden Fall gleich verständlich, wir „die Keulen“ aus Müllheim und Freiburg halten zusammen wie Pech und Schwefel. Und so fahren sie dahin mit schallendem Gelächter, über Stock und Stein.

Um ca.14:00 Uhr, Ankunft in Luxemburg, das erste Training wartet auf uns. Wir laufen vom Bus direkt in die Trainingshalle wo uns Peter Taylor schon erwartet. Zuerst Training mit Pascal, anschließend Training mit Peter. Interrestant zu sehen, was für den Rest unseres Karateausfluges galt, war, wie unterschiedlich Karate sein kann (obwohl es der gleiche Shotokanstil ist). Einer der vielen bleibenden Eindrücke unserer Dojo-Besuche in Belgien und Frankreich ist, dass Karate genug Freiraum für eine eigene Prägung lässt, d.h. es ist jeder auf seinem eigenen Weg und der Weg geht mit dem Leben.

17:30 als der letzte Kiai in der Halle ausgehallt ist, sitzen wir schon im Restaurant und sorgen für massenhaften Umsatz von Pizza. 

Wir fahren am gleichen Abend noch nach Hasselt zu Dirk Heene dort soll es ja auch "Hasselt Life" geben, die ganze Stadt in Partystimmung. Genau das richtige für uns, tagsüber im tiefen Zenkutsu Dachi über den Hallenboden schleifen und abends "Saturday Night Fever Piruetten" in das Straßenpflaster drehen. Dirk lässt uns in seinem Dojo übernachten, trainiert wird in der Sporthalle von Hasselt. Das Schwimmbad ist übrigens nicht weit weg gewesen. Dirk wohnt mit seiner Frau und den Kindern direkt neben seinem Dojo, d.h. von seiner Küche gelangt man zur berüchtigten Bar und von dort in den Übungsraum, wo wir übernachteten (31 Karatekas!) Berüchtigt, weil egal um wie viel Uhr die letzten zum Dojo kamen, die längste Party gab es bei Dirk. Lange im Gedächtnis verwurzeln werden sich vor allem seine bilderhaften Erzählungen von seinen Wettkämpfen (David gegen Goliat und die Hubschrauber) und natürlich auch seine sehr speziellen Witze.

Die Fülle und Tiefe von Eindrücken und Erfahrungen in Hasselt und auch von dem Rest der Reise bis hin zum Besuch bei Sensei Kase wiederzugeben ist eigentlich nicht richtig fassbar. Es war eine besondere Zeit in der uns viel Freundschaft entgegengebracht wurde.


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