Wado-Ryu

Wado-Ryu ist eine japanische Stilrichtung des Karate und wurde 1939 von Sensei Hironori Ohtsuka (1892-1982) gegründet. Wado-Kai oder -Ryu bedeutet "der Weg des Friedens und der Harmonie" und ist eine der vier großen Stilrichtungen des Karate in Japan. Sensei Ohtsuka hatte auch klassischen Bujutsu (die Technik der Samurai) gelernt und implementierte diese Erfahrung in seinen Unterricht. Einige der starken Abwehrtechniken oder der Elemente mit hartem Kontakt im Kampf, wie sie in anderen (z.B. unserem Shotokan-Ryu) präsent sind, gibt es im Wado- Ryu nicht. Sensei Ohtsuka verwarf das Abhärten verschiedener Körperteile wie z.B. die Konditionierung der Hand, als nutzlose Vorbereitung.

Das Ziel des Wado-Ryu-Karate ist nicht hauptsächlich die Perfektion der physischen Techniken der Selbstverteidigung, sondern die Entwicklung eines Geistes, der fähig ist, intuitiv auf jede Situation zu reagieren. Im Wado-Ryu wird, genauso wie Fähigkeiten und Wissen durch Training und konzentriertes Üben erworben wird, vom Schüler erwartet, eine innere Stärke und einen ruhigen Charakter zu entwickeln. Auch die Tugend der Selbstkontrolle, des Respekts von anderen und der wahren Menschlichkeit sind darin inbegriffen. Karate-Do ist für Sensei Ohtsuka primär eine spirituelle Disziplin.

Basis-Techniken (Stöße, Tritte, Blöcke, Schläge mit offener Hand, Gelenke verdrehen und Haltegriffe), Kata und vorgegebener und freier Kampf und umfassen die Trainingsgrundlagen dieses Stils. Ebenso fundamental für Wado- Ryu ist Taisabaki, das Wegbewegen des Körpers um der vollen Wucht des Angriffs auszuweichen, einer Technik der japanischen Schwertkämpfer.

Das Kumite (Kampf) besteht normalerweise aus einem Punktesystem; ein Schiedsrichter und vier Assistenten bestimmen, für welche Techniken ein Punkt gegeben wird. Im freien Kampf ist zum Kopf und unter der Gürtellinie (mit Ausnahme von Fußfegern) kein Kontakt erlaubt. Nur auf den Oberkörper ist leichter oder mittlerer Kontakt erlaubt. Sowohl Angriffe auf den Kopf als auch den Oberkörper können im Wettkampf Punkte erhalten.

Hironori Ohtsuka

Der Karateka sollte immer drei vitale Aspekte bewahren –

das Herz, den Geist und die physische Kraft.

Er begann das Training von Kampfkünsten im Alter von sechs Jahren im Shindo-Yosh in-Ryu-Jujutsu, einer alten japanischen Kampfkunst, aus der sich auch das Judo entwickelte. 1921, im relativ jungen Alter von 29 Jahren wurde ihm das Menkyo-Kaiden verliehen, das ihn als Stil-Erben auswies. Ein Jahr später begann er unter Gichin Funakoshi Karate zu trainieren. Dort begann er schon mit der Zeit eine eigenen Stil zu entwickeln. Dieser stand jedoch nicht im Einklang mit dem harten Karate-Stil des Sohns von Gichin Funakoshi, Yoshitaka Funakoshi. In der Folge verlies Sensei Ohtsuka später das Shotokan um seinen eigenen Stil weiter zu entwickeln. Seine Freundschaft zu Gichin Funakoshi bestand aber weiter, beide trafen sich später noch oft. In der Folgezeit reiste er nach Okinawa um das Karate der Meister, die Gichin Funakoshi gelehrt hatten, zu vertiefen. Sensei Ohtsuka verband sein Wissen über Karate mit verschiedenen Abwandlungen aus dem japanischen Bushido(„der Weg des Kriegers“) -Kampfkunst zum Wado-Ryu-Karate.

Sensei Ohtsuka gründete Wado-Ryu-Karate 1939, das, neben Shotokan-Ryu, Shito-Ryu und Goju-Ryu, zu einem der vier großen Stile des japanischen Karate wurde. Im selben Jahr gründete Sensei Ohtsuka die All Japanese Karate- Do Federation – Wado-Kai, die heute die Dachorganisation für alle Wado-Ryu-Stile ist. Bereits 1934 hatte er Regeln für einen freien Wettkampf entwickelt, um diese in sein System einzubringen - der erste Karate-Stil, der dies tat. Ohtsuka entwickelte damit die Basis für Wettkämpfe im Karate - doch dies belastete seine Freundschaft mit Gichin Funakoshi und anderen sehr. Diese Regeln wurden ganz oder teilweise von fast allen anderen modernen Kampfkunst-Wettkämpfen übernommen.

1972 erhielt Ohtsuka den Titel Meijin vom japanischen Kaiser verliehen, die höchste japanische Auszeichnung, für seine Hingabe zum Karate.